Ein Beitrag von Andrea Kusel
Die Sonne lacht, die Natur strotzt und es herrschen angenehme Temperaturen. Da zieht es viele Menschen nach draußen – ins Leben, ins Grüne. Wir nehmen das zum Anlass, uns hier einmal mit der
Frage zu beschäftigen, wie man seine Unverpackt-Strategie aus dem Alltag auf kleine und große Ausflüge übertragen kann. Wie funktioniert unverpackt unterwegs?
Wenn wir unser trautes Heim verlassen, können wir uns zwischen zwei Methoden der Verpflegung entscheiden: Entweder wir vertrauen uns ganz den Einrichtungen vor Ort an
und lassen uns verpflegen – meist gegen Bezahlung – oder wir geben uns ganz autark und bringen unseren Proviant mit. Beides geht, wenn man nicht aufpasst, gern mit einer Menge
Müll einher.
Mit einer guten Grundausstattung geht vieles leichter
Damit man unterwegs auf Wegwerfartikel verzichten kann, sollte man einfach die passenden Mehrwegalternativen mitbringen. Welche Utensilien man unterwegs braucht, hängt natürlich von den eigenen
Gewohnheiten ab und davon, was man vorhat. Es gibt aber vielfach erprobte Basics, bei denen man anfangen kann, um sich mit der Zeit seine persönliche Grundausstattung zusammenzustellen. Dazu
gehören Stofftaschentücher, Wasserflasche, Stoffbeutel, ein Reisebesteck (z.B. aus Holz), eine Brotdose und vielleicht auch eine Stoffserviette (kann allerdings auch durch ein Stofftaschentuch
ersetzt werden).
Nicht zu vergessen: das Smartphone! Die kleinen Supercomputer, mit denen wir alle herumlaufen, können uns nicht nur rund um die Uhr unterhalten. Mit ihrer Hilfe können wir auch Papier sparen,
indem wir unsere Reiselektüre in elektronischer Form darauf speichern. Listenapps erlauben es, den Einkaufszettel zwischen allen Familienmitgliedern zu synchronisieren. Auch Bahn und
Veranstaltungstickets muss man sich heute nur noch selten ausdrucken. Wer bisher ohne Smartphone ausgekommen ist, dem würde ich nicht ans Herz legen, sich im Sinne des Zero Waste eines
anzuschaffen. Es spricht aber wohl kaum etwas dagegen, bereits vorhandene Geräte möglichst vielseitig zu nutzen.
Einmal Falafel Dürüm ohne Alufolie, bitte
Der unverpackte Genuss am Imbissstand oder auch im Restaurant erfordert ein wenig Voraussicht, Beobachtungsgabe und oft auch Geistesgegenwart. Nicht immer kann man vorher ahnen, welche
Wegwerfartikel die Bedienung in ihrer Routine mit auftischen wird. Wenn man gut hinsieht, kann man sich aber darauf einstellen: Was bekommen andere Kunden? Gibt es Getränke in Pfand-Glasflaschen?
Welche? Wird das Essen auf richtigen Tellern serviert oder in Wegwerfverpackungen? Ansonsten hilft natürlich – wie so oft im Leben – nachfragen und reden.
Wer einen Besuch am Fastfood-Stand plant, dem würde ich empfehlen, eine leere Brotdose, Reisebesteck und einen Trinkbecher einfach selbst mitzubringen. Die meisten Imbissmitarbeiter haben kein
Problem damit, das Essen statt in die gewohnte Pappschale in eine Dose zu legen. Ich persönlich habe erst einmal erlebt, dass die Bedienung meinen Becher wegen der Hygienevorschriften nicht
hinter den Tresen nehmen wollte. Sie machte dann selbst den Vorschlag, ihn selbst noch einmal abzuspülen. Mit diesem Zusatzservice konnte ich leben.
Wenn es nur gezapfte Getränke gibt und ich keinen leeren Becher dabei, aber wirklich Durst habe, bestelle ich zumindest den Deckel für den Pappbecher und den Strohhalm ab. Wenn der Durst sich in
Grenzen hält, trinke ich nach dem Essen mein eigenes Wasser aus meiner mitgebrachten Trinkflasche. Andere Dinge, die man im Zweifel vielleicht lieber pauschal abbestellt, damit man sich hinterher
nicht ärgern muss, sind: Papierservietten, Papierauflagen für das Tablett, Plastikstrohhalme oder eingeschweißte Kekse zum Kaffee. Es kann auch hilfreich sein, die Bedienung mit einer Bemerkung
wie „Es geht mir um Müllvermeidung.” zum Mitdenken anzuregen. Die meisten Menschen unterstützen so ein Anliegen gerne. Andere müssen erst etwas ermuntert werdene, entdecken dann aber bei sich
ungeahnte Fähigkeiten, wie etwa, dass sie ein Falafel Dürüm tatsächlich ohne Alufolie wickeln können. ;)
So’ne Sache: Leitungswasser
Trinkwasser sollte eine Selbstverständlichkeit sein. In Deutschland dürfen Gastronomen allerdings Geld für die Serviceleistung verlangen, wenn sie ein Glas Leitungswasser servieren, obwohl das
Wasser an sich sie kaum etwas kostet.
Das Projekt Refill will Leitungswasser als Getränk salonfähig machen und damit auch zu einer Verringerung des Verbrauchs von Plastikflaschen beitragen. Stückgut und viele andere Läden in
Deutschland nehmen daran teil. Das bedeutet, dass ihr dort kostenlos eure Wasserflasche mit Leitungswasser auffüllen könnt. Zu erkennen sind die teilnehmenden Betriebe am entsprechenden Aufkleber
in Fenster oder Tür. Alle findet man über die Karte auf https://refill-deutschland.de/.
Auch bei Läden, die nicht an Refill teilnehmen, kann man ruhig einfach mal nach Leitungswasser fragen. Schlimmstenfalls erntet man ein Nein, hat aber immerhin ein weiteres Mal den Bedarf deutlich
gemacht und vielleicht jemandem einen Denkanstoß gegeben.
Picknick und Camping
Dass man für Picknicks und Camping Essen und Equipment selbst mitbringen muss, ist irgendwie logisch. Auch hier besteht aber ein großes Mülleinsparpotenzial, denn unter den erschwerten
Kochbedingungen greifen viele besonders gerne auf Fertiggerichte zurück. Nicht ohne Grund steht die Konservendose auf dem Gaskocher geradezu sinnbildlich für das Zelten.
Ebenso wie in den eigenen vier Wänden lautet der wichtigste Tipp zur Müllvermeidung auch auf dem Campingplatz: Selber kochen mit vor Ort frisch gekauften Zutaten. Verbleibende Reste kann man auch
hier aufbewahren, denn der Mangel an Kühlschränken im Zelt lässt sich gut durch das nächstgelegene Gewässer ausgleichen. Man nehme eine dicht schließende Dose, fülle das Essen hinein und versenke
das Ganze im Bach, See, Meer oder in der eiskalten Gebirgsquelle. Nun muss man die Vorräte nur noch gegen Wegschwimmen sichern und sich die Stelle merken.
Man kann auch gut im Vorwege eigene trockene Fertiggerichte vorbereiten und bei Bedarf mit Wasser aufgießen. So ergeben fein gemahlene Nüsse und/oder Saaten mit Gewürzen und getrockneten Kräutern
eine gut transportier- und haltbare Trockenmischung, die sich im Handumdrehen mit etwas Wasser in einen Brotaufstrich, einen Dip oder eine Soße verwandeln lässt. Auch Couscous und Nudeln sind
prima Grundlagen für Campinggerichte, da sie lange halten, gut zu transportieren sind und zur Zubereitung nur Wasser und Hitze erfordern.
So. Nun aber genug der Ratschläge und auf nach draußen mit uns!