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Guter Vorsatz: Plastikfasten

Ein Beitrag von Andrea Kusel

 

Gute Vorsätze genießen nicht unbedingt den besten Ruf. Zu oft macht der berühmte Schweinehund sie zunichte, kaum dass man sie ausgesprochen hat. Dennoch ist der Jahresbeginn eine gute Gelegenheit, um Neues auszuprobieren. Wie wäre es zum Beispiel mal mit einem Verzicht auf unnötiges Plastik? Keine Sorge, solltest du mit guten Vorsätzen zum neuen Jahr zu schlechte Erfahrungen gemacht haben, beginne doch einfach erst im Februar, gestalte deinen Verzicht als befristetes Experiment und nenne das Ganze kurz und knackig Plastikfasten.

 

Nicht der Teufel

 

Plastik ist ein vergleichsweise junges Material. Auch viele Stückgut-Kunden erinnern sich noch an plastikfreie Einkäufe aus ihrer Kindheit. Tante Emma hätte wohl nie daran gedacht, Käse in Plastik einzuschweißen oder dem in Becherchen portionierten Joghurt gleich den passenden Plastiklöffel zum Wegwerfen beizulegen. Doch den „Neuling“ Kunststoff zu meiden, erfordert Bedacht und Beharrlichkeit und ihn komplett zu verbannen scheint kaum möglich, denn Plastik hat unsere Welt revolutioniert.

 

Seine Vorzüge sind schließlich auch nicht von der Hand zu weisen: Kunststoff ist leicht, luft- und wasserundurchlässig, dabei robust und in jede beliebige Form zu bringen. An manchen Stellen hat sich Plastik seinen heutigen Stellenwert damit völlig verdient und ist nicht sinnvoll durch andere Materialien zu ersetzen. Unsere Begeisterung für das vielseitige Material hat inzwischen allerdings Blüten getrieben, die dem gesunden Menschenverstand widersprechen. Und einige Jahrzehnte nach seiner Einführung werden die Nachteile des Kunststoffs immer deutlicher sichtbar: Die für seine Herstellung nötigen Rohstoffe sind endlich, seine Inhaltsstoffe potentiell schädlich und obendrein sammelt sich immer mehr von dem nicht verrottenden Material in unserer Welt an.

 

Sinnvoller Verzicht

 

Wollte man ganz ohne Plastik leben, müsste man vieles opfern, was die Bezeichnung „modern“ verdient. Denn an den Kanülen der modernen Medizin hat Kunststoff einen ebenso großen Anteil wie an der isolierenden Ummantelung von Stromkabeln. Doch auf manche seiner Erscheinungsformen lässt sich durchaus gewinnbringend verzichten. Das gilt für viele Gegenstände, die nur einmalig oder für kurze Zeit gebraucht werden, wie Verpackungen oder klassische Wegwerfartikel. Hier lässt sich gut mit dem Plastikfasten ansetzen.

 

Einfach mal ohne probieren

 

Eine Fastenzeit eignet sich hervorragend, um es einfach mal anders zu versuchen. Wenn du für eine bestimmte Zeit den Plastikverzicht üben möchtest, haben wir hier ein paar Tipps für dich:

 

  • Definiere möglichst klare Regeln für dich, wie genau deine Plastikfastenzeit aussehen soll. Willst du „nur“ kein Einwegplastik kaufen oder überhaupt kein Plastik? Willst du auch solche Plastikgegenstände nicht benutzen, die du bereits besitzt? Gibt es Ausnahmen? Je strikter deine Regeln sind, desto wahrscheinlicher wirst du einen Misserfolg erleben. Andererseits lassen zu lasche Regeln vielleicht zu wenig Raum für Horizonterweiterung.
  • Im Zweifel solltest du deine Ziele dennoch eher niedrig stecken. Wenn dir nach ein paar Tagen auffällt, dass der Verzicht dir zu leicht fällt, kannst du ab da immer noch aufs Ganze gehen. Auf keinen Fall solltest du vergessen, deine Erfolge zu feiern. Es geht schließlich um ein besseres Leben, nicht darum sich selbst zu geißeln.
  • Wähle einen Zeitraum, der zu dir und deinen Regeln passt. Kombinierst du sehr lockere Regeln mit einem kurzen Zeitraum, bietet deine Fastenzeit vielleicht zu wenig Herausforderung. So ein Plastikfasten-Quickie könnte aber auch genau das sein, was du brauchst. Und verlängern kann man schließlich immer noch.
  • Um dem Jojo-Effekt entgegenzuwirken, kann es helfen, die Erkenntnisse abschließend zu reflektieren. Welche Aspekte deines Plastikfastens fielen dir leicht? Wo lagen besondere Schwierigkeiten? Hatte der Verzicht positive Effekte für dich, die du nicht missen möchtest? Vielleicht findest du in deiner Fastenzeit ja Verhaltensweisen, die dein Leben noch darüber hinaus verbessern und erleichtern. 

Kunststoffe werden wohl nie mehr ganz von unserer Erde verschwinden, aber wir können ihren Gebrauch doch auf das Wesentliche beschränken. Jeder kleine Schritt in diese Richtung spart Ressourcen und schont unsere Gesundheit und Umwelt. Sollte durch das Plastikfasten kein perfekter Zero-Wasteler aus dir werden, kannst du dich doch zu einer neuen Erfahrung beglückwünschen. Du hast etwas anderes ausprobiert – genau damit beginnt ein Umdenken in der Gesellschaft.