Ein Beitrag von Andrea Kusel
Es ist der Duft. Es ist die Ästhetik naturbelassener Lebensmittel und haltbarer Gegenstände aus wertigen Materialien. Und es ist die optische Ruhe, die entsteht, wenn Werbeflächen auf
ein Minimum begrenzt sind. Deshalb ergreift die meisten Menschen gleich ein Wohlgefühl, wenn sie zum ersten Mal einen Unverpackt-Laden betreten.
Dabei wirft so ein Laden erst einmal viele Fragen auf. Man spürt vielleicht, dass man gerne immer so einkaufen würde, aber man ist doch verunsichert, weil alles hier so anders
funktioniert und lang gepflegte Routinen nicht hierher passen.
Wie bei allen Gewohnheiten erfordert eine Umstellung auf den Unverpackt-Einkauf und auf Müllvermeidung allgemein einige Geduld und Kraft. Um dir den Einstieg zu erleichtern haben wir
ein paar der wichtigsten Tipps für Anfänger zusammengetragen. Danke an alle ehemaligen Neulinge, die mit ihren Fragen zu dieser Liste beigetragen haben!
Zwei Grundprinzipien für weniger Müll
Der Schlüssel zum einfachen Abfallsparen im Alltag liegt oft in der Umstellung von Einweg auf Mehrweg. Genau genommen ist Stückgut auch kein Unverpackt-Laden, denn die
wenigsten Waren verlassen uns ohne Verpackung. Vielmehr fördert unser Konzept den Gebrauch von Mehrwegverpackungen. Wir verkaufen sie sogar! Aber ich gebe zu:
„Mehrwegverpackungsladen“ klingt nicht so doll.
Die Mehrwegregel lässt sich jedenfalls noch auf viele andere Dinge übertragen: Ein gut schreibender Füller mit Konverter spart Hunderte Tintenpatronen und macht billige Kugelschreiber
überflüssig. Nicht zu tief ins Ohr stecken kann man sich ein Ohrlöffelchen aus Bambus ebenso gut wie Wattestäbchen. Und wenn es hart auf hart kommt, wischt ein Lappen sogar besser als
Küchenpapier, fusselt dabei aber viel weniger. Wegwerfartikel sind heutzutage so normal, dass man manchmal gar nicht darauf kommt, wie leicht man einige von ihnen ersetzen kann. Hier
noch ein paar Artikel die die bekannten Einwegprodukte überflüssig machen:
- Teezange mit losem Tee statt Teebeutel
- Rasierhobel statt Plastikrasierer
- Bambuszahnbürste statt Plastikzahnbürste (Zwar auch nicht Mehrweg, verrottet aber fast vollständig.)
- Stofftaschentücher und -servietten statt solchen aus Papier
- Stoffwindeln fürs Baby
- Stoffbinde oder Menstruationstasse für die Dame
Der zweite wichtige Punkt beim Müllvermeiden ist das Selbermachen: Meist sind es die am stärksten verarbeiteten Produkte, die auch den meisten Verpackungsmüll mitbringen. Die
einzelnen Zutaten sind einfach viel besser lagerfähig als eine fertige Mahlzeit. Wie praktisch, dass Fertiggerichte meist auch ziemlich ungesund sind und wir sie daher ohnehin meiden
sollten. Aber auch viele Reinigungsmittel und Körperpflegeprodukte lassen sich ganz einfach aus ein paar wenigen Zutaten wie Natron und Essig zusammenmischen.
Unverpackt-Einkauf
Das Konzept von Unverpackt-Läden wie Stückgut baut also auf dem Mehrweggedanken auf. Das heißt für dich idealerweise: Behälter von Zuhause mit in den Laden bringen, abwiegen und mit
den gewünschten Waren befüllen. An der Kasse wird alles nochmals gewogen, das Gewicht des leeren Behälters abgezogen und du bezahlst nur die Ware.
Ich habe aber zu Hause nur Frischhalteboxen aus Plastik, die sind doch in so einem Ökoladen sicher nicht gern gesehen?
Doch. Du bestimmst selbst, in welchen Behältern du deine Lebensmittel transportieren und lagern möchtest. In unserem letzten Blogeintrag kam bereits zum Ausdruck, dass wir bei
Stückgut Plastik nicht verteufeln. Es hat durchaus seine Vorzüge.
Die Plastikdosen sehen in meinem Vorratsregal aber doof aus, gibt es nicht hübschere Alternativen?
Frei von Schadstoffen, vollständig recycelbar und schön anzusehen sind beispielsweise Bügelgläser. Bei ihnen ist der Deckel praktischerweise fest mit dem Glas verbunden, sodass nichts
verloren geht. Sie sind einfach in der Spülmaschine zu reinigen, und schließen dank dem zugehörigen Gummiring absolut luftdicht. Sag adieu zu den Ameisen im Küchenschrank!
Dann soll ich die schweren Gläser immer quer durch die Stadt zu Stückgut schleppen?
Für alle, die ohnehin mit dem Auto fahren, ist das wahrscheinlich die praktischste Lösung. Allen anderen empfehlen wir Stoffbeutel in verschiedenen Größen für alle trockenen
Lebensmittel. Leicht und waschbar wie sie sind, sind sie perfekt als Transportmittel geeignet. Das funktioniert sogar bei Mehl! Der einzige Nachteil ist, dass man sie in der Regel
nicht auch als Aufbewahrungsbehälter nutzen will und daher zu Hause noch einmal umfüllen muss. Mit etwas Übung geht das aber ruck-zuck von der Hand und man bekommt auch ein Gefühl
dafür, wie voll der Beutel sein muss, um das Vorratsglas im heimischen Regal wieder aufzufüllen.
Um nicht nach jedem Einkauf waschen zu müssen, kann man auch jeden Beutel einem bestimmten Produkt widmen. So läuft man nicht Gefahr, dass die Cornflakes knirschen, weil sie aus
Versehen im ehemaligen Sandmöhrensäckchen gelandet sind.
Muss ich zuerst zur Kasse, um meine Gefäße abwiegen zu lassen?
Das handhabt jeder Unverpackt-Laden ein bisschen unterschiedlich. Bei Stückgut gibt es eine Kundenwaage, an der du selbst deine mitgebrachten Behälter wiegen kannst. Wo du die
Grammzahl notierst, ist dir überlassen. Du kannst sie auch auswendig lernen. Bewährt hat sich, das Gewicht mit Edding direkt auf das Gefäß selbst zu schreiben. Das hält zwar auch
nicht ewig, aber doch meist für mehrere Einkäufe. Bei Stoffbeuteln kann man die Grammzahl natürlich auch aufsticken. (Wenn man diese Kunst denn beherrscht.)
Wir empfehlen außerdem, Deckel und alle Verschlussteile gleich mitzuwiegen. So musst du an der Kasse nicht alles mühsam wieder öffnen.
Spontankäufe und Unverpackt-Läden passen dann wohl nicht zusammen?
Um tatsächlich genau das einzukaufen, was du brauchst, lohnt sich beim unverpackten wie bei jedem anderen Einkauf ein bisschen Planung. Wir empfehlen unbedingt, einen Einkaufszettel
zu schreiben und deine Vorräte im Auge zu behalten. So vermeidest du, Wichtiges zu vergessen oder zu viel vom Unwichtigen zu kaufen. Außerdem weißt du so genau, welche Gefäße du für
den Einkauf brauchst. Ein Beinbruch ist es aber auch nicht, wenn dir mal ein Gefäß fehlt. Unsere Pfandgläser kannst du für einen Euro mitnehmen und sobald du das Glas wiederbringst,
bekommst du den Euro zurück. Oder du fragst uns einfach nach einem gebrauchten Briefumschlag als Tütchen oder einem Stück Altpapier zum Einwickeln. Diese Dinge haben wir eigentlich
immer da.
Foto: Andrea Lang