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Die eigene Nase

Ein Beitrag von Andrea Kusel

 

Am 26. Mai 2019 wählt Europa sich ein neues Parlament. Es geht dabei um sehr viel. Wie die Meeresbiologin Antje Boetius in dieser Talkrunde bei Maybrit Illner Anfang des Monats eindringlich klarzumachen versuchte, sind besonders in Sachen Klimawandel endlich Entscheidungen und Handeln gefragt. Wir alle sollten unser Möglichstes tun, um eine informierte Wahl im Sinne des Umweltschutzes, der Nachhaltigkeit und der Menschlichkeit zu treffen. Der Wahl-o-mat ist bereits online und bietet einige interessante Informationen dazu. In Anbetracht dessen, was auf dem Spiel steht, muss ganz Europa an einem Strang ziehen – und zwar mit Schmackes!

 

Es wird allerdings nicht genügen, neue Vertreter nach Brüssel zu schicken und fortan abzuwarten, ob sie es schaffen, die Welt zu retten. Dabei können wir alle nur verlieren. Anstatt zu warten, dass andere etwas ändern, muss jeder von uns selbst ändern, was er kann. Und das ist eine Menge! Fassen wir uns endlich an die eigene Nase, wie es auch dieser lesenswerte ZEIT-Artikel von Felix Ekardt implizit nahelegt.

 

Ein beliebtes Totschlagargument gegen die Forderung nach nachhaltigeren Entscheidungen lautet etwa:

 

„Heute ist das ja alles so komplex, da kann man ja als Normalsterblicher gar nicht mehr die richtige Entscheidung treffen.“

 

Ja, unsere globalisierte Welt ist komplex, aber es braucht keinen Raketenwissenschaftler, um zu erkennen, dass beispielsweise Bio-Fair-Trade-Bananen nachhaltiger sind als solche aus konventionellem Anbau und Handel. Wenn wir uns alle stets auf Basis des uns zur Verfügung stehenden Wissens für die nachhaltigste mögliche Variante entscheiden, treffen wir vielleicht nicht immer die allerbeste Wahl, aber doch auch meist nicht die falscheste.

 

Das Wichtigste dabei ist weniger jede einzelne Entscheidung als dass wir uns angewöhnen, Fragen der Nachhaltigkeit, des Umwelt- und Klimaschutzes maßgeblich in unser Denken mit einzubeziehen. Das ist eine Sache der Übung. Mit jedem Mal, das wir darüber nachdenken, erweitern wir unseren Schatz an Argumentationsmustern und Informationen in dieser Richtung. So müssen wir nicht für jede kleine Entscheidung neue Überlegungen anstellen, sondern können bald auf frühere zurückgreifen. Die Anstrengung, die so ein Umdenken für jeden einzelnen Menschen bedeutet, hält sich also in Grenzen.

 

 

Der Effekt auf die Gesellschaft aber, wird immens sein, denn – wer hätte das gedacht – wir alle bilden diese Gesellschaft! Also lasst uns jetzt alle mit gutem Beispiel vorangehen! Dann werden sicherlich auch „die da oben“ verstehen, dass statt Lippenbekenntnissen echter Wandel gefragt ist.